Meet the alumni

Salome Wüllner

Was machen eigentlich unsere ehemaligen Studierenden?
Von ihrer Arbeit erzählt:
Salome Wüllner, Tontechnikerin

(Abschluss 2014)

Salome, du arbeitest seit deinem Abschluss beim BA Video als Tontechnikerin bei vielen verschiedenen Filmprojekten mit – was fasziniert dich an dem Beruf?

Filmemachen bedeutet Teamwork. Im Kleinen oder im grossen Team. Ich bin gerne eine gute Teamplayerin. Dies bedeutet für mich, sich mit maximaler Flexibilität den Bedingungen der Projekte anzupassen und auf die Menschen, die in das Projekt involviert sind einzugehen – und dabei mit grosser Beharrlichkeit das Ziel meiner Arbeit, also den guten Ton, im Auge zu behalten und zu verfolgen. Dies erfordert maximale Konzentration. Jeder einzelne Dreh ist für mich stets von Neuem eine Challenge, ein Abenteuer, vor dem ich manchmal mächtig nervös bin und regelrecht «Lampenfieber» habe. Ich als Set-Tontechnikerin bin idealerweise unsichtbar und unhörbar im Hintergrund selbständig am Arbeiten und doch stets bereit für den Moment, in dem gedreht wird, um dann jeweils möglichst nah an der Bildkante zu sein. Ständig auf der Lauer, wie eine Katze, die locker und unauffällig den Flur entlang schlendert, bei dem leisesten Geräusch ein Ohr, wenn nötig den Kopf, dreht und die Situation erfassen kann.

Während den Drehs komme ich mit ausserordentlichen und mit den unterschiedlichsten Menschen in Kontakt und lerne ihre Lebensgeschichten kennen. Die Menschen öffnen sich vor der Kamera, Emotionen können aufbrechen. Die Gespräche sind oft anders als dieser endlose Smalltalk des Alltags. Auch komme ich an Orte, wo ich privat in dieser Form wohl niemals hinkommen würde – zum Beispiel nach Äthiopien, weit ins Land hinein in eine Steinhütte einer Hirtenfamilie; ins Büro eines Rechtsanwaltes; oder in die Küche einer syrischen Flüchtlingsfamilie, wo sie gemeinsam Brot backen und Falaffel zubereiten. Für gewisse Drehs muss ich im Anzug erscheinen, für andere wiederum fähig sein, in Hagel, Schnee und Kälte zu bestehen. Ich liebe es, ständig in Bewegung zu bleiben, innerlich wie äusserlich. Deswegen ist Set-Tontechnik für mich der schönste Beruf, den ich mir im Moment vorstellen kann.

Wie siehst du die momentane Arbeitssituation? Hast du viele Aufträge?

Das ist ganz unterschiedlich. Manchmal bin ich in Projekte involviert, bei denen die Dreharbeiten über mehrere Jahre hinweg dauern. Es gibt auch immer wieder kurzfristige Anfragen für Drehs, die auch meist in relativ kurzer Zeit beendet sind. Manchmal gibt es Löcher, wenn Projekte abgeschlossen sind und so schnell keine neuen Projekte in Sicht sind. Das muss ich aushalten können.

Manchmal ist es für mich ein Vorteil, eine TontechnikerIn zu sein, da im dokumentarischen Bereich vielmals Frauen gefragt sind, z.B. beim Dreh mit Protagonistinnen oder Kindern. Wie z.B beim Film Arbeit als Liebe. Liebe als Arbeit von Brigitte Dätwyler und Lena Maria Thüring, der aktuell in ausgewählten Kinos zu sehen ist oder beim gerade entstehenden Film welcome to my home von Maria Müller, wo besonders Frauen in der Crew gefragt waren.

Was steht als nächstes für dich an, gibt es bereits neue Projekte, die du angehen möchtest/kannst?

Als nächstens steht ein Dreh mit Clemens von Wedemeyer in Luzern bevor. Dann steht eine Irlandreise an, wo ich für den neuen Dokumentarfilm von Thabea Furrer Set-Ton mache. Später dann wieder Reisen nach Äthiopien, wo ich für einen Dokumentarfilm von Simone Wenger & Hansjörg Niklaus Set-Ton machen darf. Zudem habe ich die Gelegenheit, bei einem 360º-Filmprojekt von Robert Müller mitzuarbeiten, wo es ein spannendes Unterfangen sein wird, den Ton bei einem 360º-Dreh im Schnee aufzunehmen.

Was für eine Rolle spielte das Bachelor Studium in Video/Film an der HSLU auf deinem Weg in die Filmbranche?

Das Studium spielte für mich eine unverzichtbare, äusserst wichtige Rolle. Während dem Studium habe ich Kontakte geknüpft mit Personen, mit denen bis heute eine Zusammenarbeit besteht. Ehemalige Mitstudierende realisieren Projekte, bei denen ich als Töntechnikerin mitmache. So zum Beispiel eine meiner Freundinnen Lena Mäder, bei derer ZHDK Master-Abschlussarbeit die Kinder von Babel ich bereits Set-Ton gemacht habe und es auch für ihren nächsten Film eine Zusammenarbeit geben wird – worauf ich mich ganz besonders freue. Roman Hodel arbeitet an seinem Kurzdokumentarfilm das Spiel, wo wir in Fussballstadien drehen werden, was eine besondere Herausforderung darstellt. Fabian Steiner, FABUST, hat bereits eine Firma gegründet und eine Plattform für den Verleih von Filmequipment, wo ich auch ein Profil angelegt habe. Jeder von unserer ehemaligen Videoklasse hat seine eigene Nische gefunden und wir tauschen uns gerne miteinander aus.

Wie hast du dich direkt nach dem Studium organisiert, um eine Karriere in der Filmbranche anzustreben?

Für mein erstes Projekt, bei dem ich 2012 noch während dem Studium an der HSLU den Ton gemacht habe, erhielt ich anstelle einer Gage ein Coaching vom Set-Tontechniker Simon Graf, der mich während den zwei ersten Drehtagen begleitete und mir das Wichtigste beibrachte. Auf diese Art bin ich via “learning by doing” zum Set-Ton gekommen. Dieser Dreh, wo ich nach der Einführung alleine für den Ton von Hor Overmiek von Ramona Benz zuständig war, waren wohl die härtesten Drehtage in meiner bisherigen Karriere – direkt ins kalte Wasser geworfen mit den anspruchsvollsten Drehsituationen. Aber es war gut; es war die beste Basis für alles Weitere das kommen würde. Der Kontakt zu Simon Graf ist geblieben und anfänglich hatte er nicht bezahlte oder wenig bezahlte Jobanfragen direkt an mich weitergeleitet und mich weiterempfohlen. So habe ich gut ein bis zwei Jahre nach dem Studium viel gearbeitet und gelernt. Dann bin ich im Rahmen des Filmprojekts Köhlernächte dem Tontechniker Thomas Gassmann begegnet und durfte glücklicherweise auch von ihm vieles dazulernen und während gut zwanzig Drehtagen für den Film selbständig den Set-Ton machen. Es war eines der eindrücklichsten Erlebnisse für mich, mit dem Kameramann Pio Corradi, der inzwischen leider verstorben ist, zu drehen und somit mitzuerleben, wie er gearbeitet hat und seinen Blick auf die Dinge hautnah zu spüren.

Mittlerweile sind viele Kontakte entstanden. Da die Personen, mit denen ich bisher arbeiten durften, bisher mit meiner Arbeit zufrieden sind, generiert ein Job im Idealfall weitere Jobs durch Weiterempfehlungen. Ich finde es wichtig, nach dem Studium ständig “am Ball” zu bleiben – also ständig irgendwelchen Tätigkeiten in der Branche nachgehen zu können, auch wenn die Realisierung von einem weiteren eigenen Filmprojekt bei mir noch etwas warten wird. Ich arbeite auch nicht ausschliesslich als Töntechnikerin, auch wenn dies meine grosse Leidenschaft ist. Einmal machte ich einen Stage beim Tatort als Licht-Assistenz, zusätzlich arbeitete ich als Schnittassistentin und beim Tatort Musik stirbt zuletzt von Dani Levy hatte ich eine spezielle Funktion als eine Art «Script/Continuity Souffleuse». Es macht mir auch nichts aus, zwischendurch mal als Blocker zu arbeiten, Strassen zu sperren und neugierige Passanten vom Set wegzuhalten, worüber Kolleginnen und Kollegen manchmal schmunzeln… Ich denke, es ist auf jedenfall von Vorteil, unterschiedliche Jobs in der Branche gemacht zu haben, sodass das Verständnis für das Zusammenwirken der Bereiche stetig wächst, um gemeinsam ein grosses Ganzes erschaffen zu können, wo jeder in dem Bereich, der ihm zusteht, sein Bestes gibt.

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