Meet the alumni
Simon Weber
Was machen eigentlich unsere ehemaligen Studierenden?
Von seiner Arbeit erzählt:
Simon Weber – Kameramann, Regisseur, Produzent
(Abschluss 2003)
Simon, du führst zusammen mit drei weiteren Filmschaffenden eine Produktionsfirma namens «Voltafilm». Daneben arbeitest du als Kameramann und Dozent und realisierst auch eigene Filmprojekte. Wie bringst du das alles unter einen Hut?
Mit viel Kaffee und wenig Schlaf! Nein, Spass beiseite. Die Produktionsfirma Voltafilm ist organisch gewachsen. Vor über 10 Jahren hat sich Voltafilm als loses Filmkollektiv aus AbgängerInnen aus Filmschulen von Zürich und Luzern formiert. Nach und nach entstanden professionellere Strukturen und vor vier Jahren hat sich daraus eine Produktionsfirma mit einer zusätzlich angestellten Produzentin und einem/einer Praktikantin entwickelt. Nichts geschieht von heute auf morgen. Das ist mir auch recht, weil ich möchte ja nicht durch das Leben hetzen. Für mich hat die Struktur eines Kollektives oder einer Produktionsfirma verschiedene Vorteile. In den letzten vier Jahren habe ich zwei Kurzfilmprojekte realisiert. In dieser Zeit konnte ich mich für eine gewisse Zeit «ausklinken» mit dem Wissen, dass meine GeschäftspartnerInnen mir den Rücken stärken und z.B. gewisse Auftragsprojekte übernehmen. Zusätzlich kann ich Projekte im Plenum besprechen und wir haben eine eigene Produzentin, die uns in allen finanziellen und organisatorischen Belangen unterstützt.
Selten laufen alle Projekte gleichzeitig intensiv. Im Filmbereich sind die Entwicklungszeiten zum Teil extrem lang und daher planbar. So kann ich mich gut für ein Engagement als Dokfilmkameramann verpflichten und mir diese Zeit freihalten. Auch sind die Termine für Dozentenverpflichtungen lange im Voraus bekannt. Wenn ich mich aber entscheide, ein grösseres Filmprojekt in Angriff zu nehmen, muss ich bestimmt im einen oder anderen Bereich kürzer treten!
Ich denke es gibt nicht das eine Rezept für alle. Jeder soll sich selbst fragen, in welcher Struktur er/sie am besten funktioniert. Ich kenne erfolgreiche Regisseure, die gut allein als Autorenfilmer unterwegs sind. Andere FilmemacherInnen arbeiten immer wieder mit Produktionsfirmen im Rücken, die sie als RegisseurInnen supporten und ihre Filme produzieren.
Vor einiger Zeit warst du mit anderen Filmschaffenden für längere Zeit in China um ein Projekt umzusetzen? Was ist dort entstanden?
In Shanghai drehten wir fünf kurze Dokumentarfilme. Zurück in der Schweiz wurden diese geschnitten und am Filmfestival Visions du Réel in Nyon uraufgeführt. Eine ehemalige Dozentin des Studienbereichs Film an der ZHDK hat einen guten Draht zur Dokumentafilmabteilung der Shanghai Theatre Academy in Shanghai. Ich hatte die Gelegenheit, einer dieser fünf Filme zu realisieren. Im Frühling 2016 reisten wir für eine zehntägige Recherchereise nach Shanghai. Während der gesamten Entwicklungs- und Produktionszeit wurde ich unterstützt von einer Line Producerin, einer Übersetzerin und einem Assistenten. Einzige Bedingung war, dass die Filme im universitären Umfeld der verschiedenen Hochschulen in Shanghai gedreht werden und wir die Master StudentInnen des Studiengangs am Entwicklungs- und Produktionsprozess teilhaben lassen. Ich realisierte einen Film über die Herausforderung von zwei jungen chinesischen Studierenden, die ihren beruflichen und privaten Platz in einer sich rasant entwickelnden Megacity suchen. Die Filme können HIER angeschaut werden.
Was steht als nächstes für dich an, gibt es bereits neue Projekte, die du angehen möchtest/kannst?
Ich werde als Kameramann einen 25minütigen Dokumentarfilm für das rätoromanische Fernsehen realisieren. Die Regisseurin setzt sich mit den Fragen nach Heimat, kulturellem Erbe und ihrer Sprache aus der Kindheit auseinander. Die Dreharbeiten finden diesen Winter im Engadin statt.
Was für eine Rolle spielte das Bachelor Studium in Video/Film an der HSLU auf deinem Weg in die Filmbranche?
Im Studium hatte ich einen guten Draht zur Studienleiter, der selbst viel Erfahrung im Dokumentarfilm hatte. Die Gespräche und der Austausch mit ihm waren ein Aha-Erlebnis für mich. Er hat mich ermuntert, meine Geschichten mit einer eigenen Haltung und visuell kreativ zu erzählen. Während dem Studium bilden sich auch Seilschaften, die über das Studium hinaus anhalten.
Wie hast du dich direkt nach dem Studium organisiert, um eine Karriere in der Filmbranche anzustreben?
Vor und nach dem Studium absolvierte ich verschiedene Praktikas. Nebst dem Wunsch, weitere eigene Filmprojekte zu entwickelten interessierte mich die Kameraarbeit im Dokumentarfilm. Nach dem Studium drehte ich weiter diverse Filme als Kameramann für Studierende. Dies führte dann zu weiteren Zusammenarbeiten nach der Hochschule für Kino- und Fernsehdokumentarfilme. Ich arbeitete auch noch ein Jahr als Assistent an der HSLU und baute mir Schritt für Schritt meine Selbständigkeit auf.