Meet the alumni

Jela Hasler

Was machen eigentlich unsere ehemaligen Studierenden?
Von der Arbeit erzählt:
Jela Hasler – selbständige Filmemacherin

(Abschluss 2013)

Jela, du arbeitest als freischaffende Filmregisseurin. An welchen Projekten arbeitest du momentan und gibt es bereits neue Projekte, die du angehen möchtest?

Zurzeit arbeite ich an der Entwicklung mehrerer Stoffe, nicht alles ist schon spruchreif; aber trotzdem ein paar Beispiele:

Ich bin beteiligt an einem Dokumentarfilm mit dem Arbeitstitel Family Affairs, der aus mehreren Episoden besteht, wovon ich eine entwickle und auch umsetzen werde. Der Film wurde initiiert durch die Regisseurin Sabine Gisiger und die Produzentin Karin Koch (Dschoint Ventschr) und ist nun in der Entwicklungsphase.

Ausserdem bereite ich die nächste Edition des Projektes 5x5x5 vor, das diesen Oktober/November stattfindet – u.a. in Zusammenarbeit mit der HSLU Video, produziert von Oliver Zobrist (Langfilm). Ich habe hier die künstlerische Leitung inne.

Zudem arbeite ich an einem Projekt, das ich in Zusammenarbeit mit Haga Ratovo, einem Pariser Freund von mir, entwickle, eine Videoserie mit dem Arbeitstitel Golden Bounty.

Jela auf einem Testdreh für «Golden Bounty» ausserhalb von Paris im Frühling 2017.

Du bist ausserdem Vorstandsmitglied von Pro Short, dem Schweizer Kurzfilmverband. Was sind eure Anliegen und Ziele?

Der Verband vertritt die Interessen des Kurzfilms, resp. der Leute, die damit arbeiten. Das heisst, dass wir uns für ideale Bedingungen für Kurzfilme in Produktion und Auswertung einsetzen, Anerkennung für das Kurzfilmschaffen fördern und als Netzwerk fungieren. Das ist wichtig, weil der Kurzfilm innerhalb der Filmpolitik oft vergessen oder übergangen wird, wenn sich niemand bewusst damit auseinandersetzt und sich dafür stark macht.

Der Verband ist noch jung (2017 gegründet), aber sehr breit abgestützt und international vernetzt; gerade anfangs Mai wird am Filmfestival Oberhausen ein Treffen verschiedener solcher Verbände stattfinden, zu dem auch Pro Short eingeladen ist, und wo der Verband ein Programm von Schweizer Kurzfilmen präsentiert.

Es ist logisch, dass einen die Filmpolitik während des Studiums noch nicht interessiert, aber hier werden die Bedingungen diskutiert, unter denen ihr später arbeiten werdet – es betrifft also alle! Pro Short möchte als junger Verband mit niederschwelligen Kontaktmöglichkeiten auch helfen, Berührungsängste abzubauen und einen ersten Einblick in filmpolitische Anliegen zu vermitteln.

Also: unbedingt Mitglied werden! Ist für Studierende kostenlos. Mehr erfahren kann man auf proshort.ch, oder meldet euch auf info@proshort.ch!

Jela Hasler am Set von «The Meadow» im Herbst 2014.

Was für eine Rolle spielte das Bachelor Studium in Video/Film an der HSLU auf deinem Weg in die Filmbranche?

Das Studium hat mir viel neues Wissen vermittelt, und vor allem die Gelegenheit geboten, ganz viel auszuprobieren, sowohl im Unterricht als auch daneben; man hat einen ganzen Pool aus Material sowie anderen Leuten zur Verfügung, das ist eine unglaubliche Chance! Ich habe sowohl von den Dozierenden als auch von meinen Klassengspönlis sehr viel profitiert.

Auch basiert das Netzwerk, das ich mir inzwischen aufbauen konnte, auf den Leuten, die ich im Studium getroffen habe, damit meine ich sowohl andere Studierende als auch Dozierende.

Ausserdem war auch mein Abschlussfilm ein Hilfsmittel, auch wenn er unter ziemlich turbulenten Umständen entstanden ist – oder gerade deshalb: diesen April wurde ich beispielsweise eingeladen, am Go Short Festival in Nijmegen im Rahmen ihres Industry-Programs eine Art Case Study über meinen «filmischen Fuck Up» zu präsentieren, also zu erzählen, wie mir bei meinem Abschlussfilm sehr kurzfristig mein Protagonist abhanden kam und wie ich trotzdem einen Film gemacht habe.

Jela am Go Short – International Short Film Festival Nijmegen im April 2019, hält einen Talk zum Thema «Filmmaker’s Fuck Up».

Was fasziniert dich an deinem Beruf als Filmregisseurin?

Einerseits gefällt mir ganz praktisch die Vielseitigkeit und Abwechslung, die ich in dieser Arbeit habe. Ich treffe sehr viele spannende Leute und habe Einblick in Milieus, die ich sonst nicht kennenlernen würde – sowohl bei eigenen Arbeiten als auch bei Aufträgen oder bei der Mitarbeit an Projekten anderer Leute. Das empfinde ich als extrem bereichernd und spannend.

In den freien Arbeiten fasziniert mich sicherlich vor allem die Möglichkeit, mich in ein Thema einzuarbeiten, und sozusagen meine Sicht darauf filmisch umzusetzen und somit filmisch zu vermitteln. Meine letzten zwei Filme würde ich beide als Kommentare beschreiben, die (hoffentlich) zeigen, wie ich einen Ort, ein Thema sehe und verstehe. Es geht für mich also um eine Ausdrucksmöglichkeit.

Und natürlich die Selbständigkeit, die ich darin habe. Das ist zwar gleichzeitig auch das Anstrengende daran: die Unsicherheit, was kommt – oder eben nicht. Aber das gehört halt auch dazu.

Wie hast du dich direkt nach dem Studium organisiert, um eine Karriere in der Filmbranche anzustreben?

Uff. Das frage ich mich manchmal auch. Aber ja, organisieren ist diesbezüglich ein wichtiges Wort, denke ich, wenn auch nicht zwingend im traditionellen Sinn.

Ich hatte am Anfang eine Teilzeitstelle an der HSLU als Assistentin, und habe daneben sowohl eigene Projekte weiterverfolgt als auch selbständig Aufträge umgesetzt. Dabei habe ich gelernt, abzuschätzen, wo ich wie mitarbeiten möchte und kann, und welche Bedingungen gegeben sein müssen, dass ich etwas machen kann und will. Dieser Lernprozess ist natürlich überhaupt nicht fertig. Aber ich glaube, möglichst viele Erfahrungen zu sammeln und sich danach auch immer wieder zu fragen: warum hat das nun gut oder eben schlecht funktioniert, war besonders am Anfang extrem wichtig und hilfreich. Und auch hier wichtig: die Vernetzung, der Austausch. Auch wenn man viele Erfahrungen selber machen muss, muss man nicht alles selber herausfinden; vieles wissen andere schon und können einem weiterhelfen.

Festival International de Films de Fribourg im März 2019.

Gibt es etwas was du den angehenden Filmemacher*innen der HSLU auf den Weg geben möchtest?

Ausprobieren! Machen! – Ok, das ist ein Klischee und schon hundertmal gesagt. Aber es stimmt! Am lehrreichsten sind schlussendlich immer die Erfahrungen, die man selber gemacht hat.

Nicht zu viel Angst haben, oder wenn: dann genau überlegen, was einem Angst macht, und einen Umgang damit finden. Und nicht darauf warten, dass etwas zu euch kommt, sondern selber danach suchen. Die Schule kann einiges, aber ich glaube nur, wenn man selber mitmacht und investiert. Und nutzt den Austausch, bildet Banden, das unterstützt nachhaltig.

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