Meet the alumni
Stephan Heiniger
Was machen eigentlich unsere ehemaligen Studierenden?
Von der Arbeit erzählt:
Stephan Heiniger – Cutter, Regisseur, Produzent
(Abschluss 2006)
Stephan, du führst zusammen mit drei weiteren Filmschaffenden eine Produktionsfirma namens «Voltafilm». Daneben arbeitest du hauptsächlich als Cutter und Dozent und realisierst eigene Filmprojekte. Wie schaffst du es, all das zu bewältigen?
Das berufliche «daneben» ist eigentlich «nur» mein kleines Pensum an der Hochschule Luzern. Da ist mir der Kontakt zu den Studierenden besonders wichtig und sie auf dem Weg ins professionelle Schaffen zu begleiten. Die Projekte, die ich als Cutter, Autor und Regisseur umsetze, realisiere ich in und mit unserer Firma Voltafilm. Ich sage immer Filmproduktion ist ein Teamsport: bei uns haben alle ihre Kernkompetenzen und wir schaffen so in der Zusammenarbeit Synergien. So ist es möglich, mehrere grosse Projekte parallel in verschiedenen Entwicklungsphasen durchzuführen. Natürlich ist das nicht immer einfach. Aber meistens ist es spannend.
Du hast dir erfolgreich einen Namen als Cutter gemacht. Was fasziniert dich besonders am Prozess während einer Schnittphase?
Für mich ist der Schnitt im Dokfilm die Königsdisziplin: hier kommen alle Fäden zusammen, hier werden zum letzten Mal im Produktionsprozess wichtige Entscheidungen gefällt, hier entsteht der Film. Ich mag es, ein Projekt im Schnitt, aufgrund des Materials noch einmal ganz neu zu denken. Im dokumentarischen Schaffen gibt es immer verschieden Kräfte, die im Schnitt gebündelt werden müssen: da gibt es den Plan, das Konzept und dann «passiert die Realität» während des Drehs. Der neutrale Blick des Editors ist hier essenziell. Die Auseinandersetzung mit der Regie finde ich einen sehr spannenden Prozess. Ausserdem mag ich den Feinschnitt und die Arbeit mit Musik. Das ist für mich immer eine Art Belohnung für den teils schweren Weg, den man zuvor gehen musste…
An welchen Projekten arbeitest du momentan und gibt es bereits neue Projekte, die du angehen möchtest?
Wie gesagt sind es meistens mehrere Projekte, die parallel in unterschiedlichen Produktionsprozessen laufen. Ich arbeite zurzeit am Schnitt eines langen Dokfilmes über die Karate-Legende Bruno Koller und seinen Weg in die Demenz. Parallel dazu bin ich in der letzten Phase der Entwicklung und Finanzierung meines eigenen Kino-Dokumentarfilmes «Santa’s Last Chritsmas», einer internationalen Koproduktion mit Österreich. Dies ist nur möglich dank der Unterstützung durch das Team von Voltafilm. Dieses Projekt begleitet mich seit knapp zwei Jahren und wird mich sicher noch einige Jahre weiterbegleiten…
Es ist wichtig, auch während intensiven Phasen den Kopf offen zu haben für neue Ideen. Die kommen ja eigentlich immer dann, wenn man sie gerade nicht brauchen kann. Es ist wichtig, sich nicht davor zu scheuen, Neuland zu betreten. Ich arbeite mit einem Ideenbuch, in das ich alles reinschreibe, was in meinem Kopf und um mich herum passiert. Das können einzelne Bilder sein, oder Themen und Fragestellungen, die mich interessieren, oder aktuell die Idee zu einer Serie. Das wäre dann wieder mal Neuland.
Was für eine Rolle spielte das Bachelor Studium in Video/Film an der HSLU auf deinem Weg in die Filmbranche?
Das ist zwar schon eine Weile her, ich habe 2006 noch im Diplomstudiengang abgeschlossen. Aber an der Kunsthochschule wurde ganz klar ein wichtiger Grundstein für meine Karriere gelegt. Da habe ich die Liebe für den Schnitt entdeckt, die Zusammenarbeit im Team und auch den Durchhaltewillen in schwierigen Phasen. Und die schwierigen Phasen kommen immer! Ich finde es wichtig, während dem Studium zu experimentieren und das habe ich gemacht. Das Studium ist aber nur der Anfang, mit jedem Projekt – auch mit denen die scheitern – lernt man dazu. Ich bin überzeugt, dass das so weiter geht, bis zum letzten Film.
Wie hast du dich direkt nach dem Studium organisiert, um eine Karriere in der Filmbranche anzustreben?
Nach dem Studium braucht es eine gesunde Mischung aus Selbstvertrauen und dem Hunger, weiter zu lernen. Und natürlich auch ein bisschen Glück: die richtigen Menschen, mit denen man abreiten will, die richtigen Projekte, an denen man sich beweisen kann. So Sachen. Ich habe einfach weiter gemacht. Zuerst habe ich von zuhause gearbeitet und jedes Projekt angenommen, das an mich getragen wurde. Da habe ich viel Lehrgeld bezahlt, aber das war wichtig. Etwa ein Jahr nach dem Abschluss haben wir uns als Voltafilm zusammen getan, damals noch als Kollektiv. Auch das war ein wichtiger Schritt, wie gesagt: Teamsport.