Meet the alumni
Myrien Barth
Was machen eigentlich unsere ehemaligen Studierenden?
Von der Arbeit erzählt eine Videokünstlerin & Filmemacherin
(Abschluss 2014)
Myrien, du arbeitest als Videokünstlerin & Filmemacherin. An welchen Projekten arbeitest du momentan und gibt es bereits neue Projekte, die du angehen möchtest?
Ich schneide zurzeit eine Reihe von Tanzstücken, welche ich in der Maag Halle in Zürich mit einem Ensemble aus armenischen Profi-Tanzschaffenden gefilmt habe. Es entsteht zudem eine Behind the Scenes Dokumentation mit Interviews und ein Trailer aus den Aufführungen.
Neben den Auftragsarbeiten sind zwei eigene Projekte am wachsen. Hierfür sind erste Testdreharbeiten geplant, um auch konzeptionell weiterzukommen. Diese zwei Arbeiten sind einerseits als Videoprojektion in einer räumlichen Installation und als Video-Essay geplant.
Du hast zusammen mit Timo Schaub das Label «Bonny Orbit» und die Filmproduktionsfirma «Orbit Film» gegründet. Kannst du uns erzählen, wie ihr das angegangen seid? Warum habt ihr diesen Schritt gewagt? Was waren die Schwierigkeiten/Probleme?
Da wir für immer mehr Projekte zusammengearbeitet haben, hat sich das so ergeben, dass wir 2015 das Label Bonny Orbit gegründet hatten. Mit Bonny Orbit machen wir spezifisch Auftragsarbeiten für Kunst & Kultur. Einerseits für einzelne Kulturschaffende und Ensembles in der Kunst-, Tanz-, Comedy- und Musikwelt, sowie auch für grössere Theater wie in Luzern und Basel.
Die neu gegründete Firma Orbit Film GmbH soll für uns auch eine Vereinfachung bei Abrechnungen und Investitionen untereinander bringen. Anderseits auch einen Schritt weiter wie zum Beispiel endlich eine eigene Pensionskasse. Eine GmbH bringt natürlich mehr Ausgaben mit sich als eine Einzelfirma, aber die Rechtsform der GmbH ist auch eine Absicherung für grössere Auftraggeber und grössere Auftragsbudgets, was unser längerfristiges Ziel ist.
Schwierigkeiten, Probleme gab es eigentlich nicht. Die Herausforderung bestand eher darin sich selbst mit der eigenen „Marke“ in der Filmwelt zu positionieren und herauszufinden was für Auftragsarbeiten wir eigentlich gerne machen und auch dies so durchzuziehen.
Was für eine Rolle spielte das Bachelor Studium in Video/Film an der HSLU auf deinem Weg in die Filmbranche?
Den ganzen professionellen Ablauf einer Filmproduktion kennenzulernen, die Dossierarbeit zu einem Film, sowie eine Lektion zum Thema Selbständigkeit im zweiten Jahr durch einen Alumni haben mir sehr geholfen für den eigenen Schritt in die Selbständigkeit und die Finanzierung von weiteren Projekten nach dem Studium.
Für mich war das Studium ein Ort, wo ich vertieft ein Handwerk erlernen konnte. Einerseits technisch wie auch erzählerisch. Es war für mich aber auch eine intensive Auseinandersetzung mit mir Selbst und auch mit eigenen Erwartungen an meine künstlerische Arbeit. Viel Freude, viel Inspiration und auch Enttäuschungen, die mir geholfen haben herauszufinden wie ich etwas filmisch erzählen möchte.
Was fasziniert dich an deinem Beruf als Filmemacherin?
Ich mag die Abwechslung zwischen Dreharbeiten und Montage. Film bedeutet für mich auch immer eine Lösung zu finden. Welches Equipment brauche ich für was, um eine bestimmte Idee und eine Atmosphäre filmisch umzusetzen. Ich schätze auch den Luxus und das Vertrauen während dem Filmen neue Bilder zu entdecken, die ich davor gar nicht hätte planen können. Im Schnitt ist es der Prozess wie aus Bild und Sounddesign etwas Neues entsteht. Ich glaube es ist insgesamt eine Mischung aus Wissen, Erfahrungen und Überraschung was es spannend macht.
Wie hast du dich direkt nach dem Studium organisiert, um eine Karriere in der Filmbranche anzustreben?
Das war ein laufender Prozess. Mit immer mehr Auftragsarbeiten nach dem Studium musste und konnte ich mich schlussendlich hauptberuflich Selbständig anmelden, um die AHV Beiträge abzurechnen.
Ich hatte während dem Studium schon eine eigene Webseite mit einer Mischung aus eigenen Videoarbeiten und ersten Auftragsarbeiten. Während dem Studium hatte ich einzelne Auftragsarbeiten angenommen, die uns Studierenden von der Videoassistenz weitergeleitet wurden. Von gratis Auftragsarbeiten bis zu kleineren Budgets. Ich habe einfach die gemacht, welche ich spannend fand und das war vorzugsweise im Bereich Kunst und Musik.
Diese ersten Erfahrungen waren sehr wichtig, weil ich danach wusste wie viel Aufwand einerseits Dreh und die Postproduktion für welche Vorstellungen der Kunden bedeutet. Mit diesem Erfahrungswert konnte ich schrittweise eigene und höhere Offerten stellen, zu denen ich stehen oder dem Kunden für sein genanntes Budget einen anderen Aufwand unterbreiten konnte.
Viele Kontakte aus dieser Zeit trugen sich weiter nach dem Studium, lösten sich ab und neue Kontakte sind entstanden. Oft ist es nicht wirklich vorhersehbar. Das Ganze ist ein wachsender Prozess, diese „Karriere“.
Gibt es etwas was du den angehenden Filmemacher*innen der HSLU auf den Weg geben möchtest?
Es ist einfach toll mit guten Menschen zusammenzuarbeiten. Während und nach dem Studium. Auch ein Luxus im Studium sind die vielseitigen und zusätzlichen Kursangebote von Malerei bis Sprache und Sport, sowie die Werkstätten und die Videoausleihe an der Hochschule.
Geniesst die Zeit, auch wenn nicht alles perfekt läuft.