Meet the students
Lasse Linder
Was machen unsere Studierenden?
Ein Einblick in den Studienalltag
im 3. BA Jahr (2019)
Du arbeitest gerade an deinem Abschlussfilm. Kannst du kurz das Thema deines Projekts beschreiben?
Mein dokumentarisch inszenierter Abschlussfilm taucht in den Mikrokosmos eines begeisterten Katzenzüchters ein. Der Film begleitet den Protagonisten auf seinem Weg, Nachwuchs für seine Zucht zu generieren und fokussiert sich dabei auf das Bedürfnis nach Nähe und Geborgenheit, die sich Mensch und Tier geben können.
Der Film zeigt ein unkonventionelles Glück und die Einsamkeit, die daran geknüpft ist.
Du hast dich für den Fokus Regie entschieden. Was fasziniert dich speziell daran, Regie zu führen bei einem Film?
Mir gefällt der Prozess an der Regie-Arbeit. Ich schreibe gerne für mich alleine und freue mich, das Geschriebene dann mit anderen tollen Menschen in eine filmische Gestalt zu transformieren. Das Schönste ist, wenn eine abstrakte Idee – die aus einem Gedanken, einer Notiz, in ein Dossier entwickelt wurde – plötzlich beim Drehen reale Formen annimmt. Bei fiktionalen Projekten ist das besonders absurd: An einem (zu) heissen Sommertag formulierte ich eine Szene für ein Musikvideo folgendermassen:
«Mit rhythmischen Handbewegungen putzt die Tochter eine Fensterscheibe, die Mutter liegt fast horizontal in einer unbequemen Haltung auf dem Boden neben dem Sofa und poliert mit einem Lappen die immer selbe Stelle, während der Sohn abgefallene Nadeln eines Kaktus aufhebt und sie zurück in die Kerbe drückt, wo sie herausgefallen waren. Alle grinsen. Ein elektrischer Staubsauger fährt an der Mutter vorbei.»
Als dann im Herbst, nach langer und intensiver Vorproduktion, die vier Schauspieler geschminkt und kostümiert, in der Location standen und tatsächlich das ausführten, was vor vier Monaten noch eine zerknitterte Beschreibung auf einem Blatt Papier war, fand ich das schon sehr schön! Am Liebsten arbeite ich dokumentarisch, weil ich mir dann Zeit nehme, eine Person und ihre Geschichte genau anzuschauen und so Dinge erlebe, zu denen ich sonst keinen Zugang finden würde.
An welchen Projekten innerhalb und ausserhalb des Studiums arbeitest du?
Im ersten Jahr realisierte ich einen Film, der die Thematik von Herzoperationen an Kindern in Eritrea hatte. Im zweiten Jahr war es ein Film über einen vielfältigen Coiffeur an der Baselstrasse und dieses Jahr mache ich zwei grosse eigene Projekte. Einerseits arbeite ich an meinem Abschlussfilm und dann mache ich noch das Musikvideo Leaving For Good für Suicide Salmon. Um Geld zu verdienen und Set-Erfahrung zu sammeln, arbeite ich als Kameraassistent oder Editor auf Werbeproduktionen. Bei Filmprojekten von Freunden helfe ich sehr gerne in der Funktion als Regieassistent oder Kameraassistent mit.
Welchen Kurs innerhalb des BA Video besuchst du gerade? Welcher Kurs fandest du bisher am spannendsten?
Momentan schreibe ich meine Bachelor-Arbeit zum Thema Darstellung von Einsamkeit im Dokumentarfilm am «Nicht-Ort» Tankstelle. Zu den Highlights der letzten drei Jahre HSLU gehören die Montage- und Tonmodule, der Regieworkshop bei Jan Gassmann und natürlich Filmtheorie bei the one and only Johannes Binotto.
Wie siehst du deine zukünftige Arbeitssituation? Möchtest du in der Filmbranche weiterarbeiten?
Nach dem Studium möchte ich in der Filmbranche weiterarbeiten. Zuvor brauche ich aber eine grosse Pause vom Filmemachen, denn die letzten drei Jahre habe ich viel zu oft vor meinem Laptop und meinem Handy verbracht.
Das Geldproblem ignoriere ich noch gekonnt. Mit Freunden von der ZHdK und der HSLU haben wir das EXIT Filmkollektiv gegründet, um nach dem Studium gemeinsam an unseren Projekten zu arbeiten und uns gegenseitig zu unterstützen. Unser Endziel ist es, dass irgendwann Torrents von unseren Kino-Filmen im Internet herumtreiben und dass alle leuchtenden Notausgangsschilder in Kinosälen während Vorstellungen ausgeschaltet werden.