Meet the students
Marcel Sudholz
Was machen unsere Studierenden?
Ein Einblick in den Studienalltag
im 3. BA Jahr (2020)
Marcel, du hast gerade deinen Abschlussfilm (trotz Coronasituation) erfolgreich beendet. Kannst du beschreiben, mit welchem Thema sich dein Film beschäftigt und warum du dich dafür entschieden hast?
In meinem Dokumentarfilm „Underdog“ geht es um das sich Durchsetzen gegen Vorurteile. Ich glaube, wenn man Träume besitzt, die nicht in einen wirtschaftlich konventionellen oder kulturell etablierten Rahmen passen, ist man in einer Gesellschaft automatisch einem grösseren Risiko ausgesetzt, moralisch dafür verurteilt zu werden. Meine Protagonistin dient hierbei als geeignetes Beispiel: Als professionelle Cagefighterin kann sie im Moment weder davon leben, noch kommt der relativ junge Sport ohne Kontroversen aus. Zudem polarisiert sie als Frau in einer Männerdomäne stärker. Sie ist erfolgreich, ist sich aber dennoch gewohnt aufgrund der Vorurteile über Geschlecht, Körpergrösse und Aussehen unterschätzt zu werden. Menschen die Risiken eingehen, sich aus der Komfortzone wagen und Herausforderungen suchen, faszinieren mich.
Die Drehphase des Abschlussfilms fiel dieses Jahr genau in die Zeit des Lockdowns. Wie habt ihr in eurem Drehteam darauf reagiert? Und wie konnte trotzdem ein Projekt realisiert werden?
Aufgrund eines Events, an dem unsere Protagonistin involviert war, mussten wir bereits im Januar drehen und das sogar in den Vereinigten Staaten. Zum Glück war in dieser Zeit noch nichts für uns Relevantes vom Virus eingeschränkt. So hatten wir bereits eigenes Filmmaterial vor dem offiziellen Drehfenster. Kurz nach unserer Rückkehr, fingen langsam die Massnahmen vom Lockdown an. Wir waren gezwungen von der ursprünglichen Intention, einen Direct Cinema Film, abzulassen und mussten situativ adaptieren. Das war am Anfang frustrierend aber dank eines kompetenten Teams und unserer hilfsbereiten Protagonistin, konnte eine neue stilistische Struktur entwickelt werden.
Hat sich der Film wegen dieser Situation stark verändert im Gegensatz zur Ursprungsidee? Was musstet ihr neu überdenken / anpassen?
Eigentlich schon. Zuerst wollte ich einen rein beobachtenden Film realisieren. Während des Lockdowns konnten wir aber einige Nebenfiguren nicht mehr treffen, weil sie der Risikogruppe angehören. Deswegen bat ich meine Protagonistin sich mit dem Smartphone selbst zu porträtieren, eine Art digitales Tagebuch zu führen. Damit sie präziser reflektieren konnte, sendete ich ihr einige Fragen zu, die sie während ihrer Aufnahmen beantwortete. So hatten wir schlussendlich einen Teil aus Amerika, von dem wir eigenes Material beisteuerten und Aufnahmen aus der Schweiz, die von der Protagonistin kamen. Das Schwierige war dann im Schnitt eine neue adäquate Dramaturgie daraus zu formen.
Beim Bachelor Video gibt es ja verschiedene Fokusfelder. Warum hast du dich für das Fokusfeld Regie entschieden?
Obwohl ich bereits zu Beginn des Studiums zu Regie tendierte, interessierten mich die anderen Fachrichtungen ebenso. Durch die Erfahrung und Möglichkeit, alle Schwerpunkte im Studium auszutesten, fiel es mir leicht mich für eine bestimmte Richtung zu festigen. Ich denke meine Stärken liegen beim Erzählen einer Handlung. Allgemein gefällt mir der Aspekt als Regisseur beim gesamten Filmprozess, von der Idee bis zur Premiere, mitwirken zu können. Ich empfinde die Entwicklung eines kreativen Gedankens, Schritt für Schritt, bis hin zu seiner Manifestation als etwas aussergewöhnlich Schönes.
Zum Schluss eine etwas schwierige Frage: Wie geht es nun weiter? Hast du schon Pläne für nach dem Studium?
Gerne würde ich Ende nächsten Jahres, wenn das Finanzielle und die Gegebenheiten stimmen, einen Master in Drehbuch absolvieren. Bis dahin habe ich vor zu arbeiten, ob wieder auf dem gelernten Beruf als Elektriker oder etwas Neues, wird sich noch zeigen.