Meet the alumni

Fabian Steiner

Was machen eigentlich unsere ehemaligen Studierenden?
Von der Arbeit erzählt:
Fabian Steiner – Kameramann, Color Grader, Regisseur

(Abschluss 2014)

Fabian, du arbeitest unter anderem sehr oft in der Postproduktion, sprich im Bereich Colorgrading. Kannst du kurz erläutern, wie deine Arbeit genau aussieht und was dich daran fasziniert?

Wenn ich das Colorgrading für einen Film mache, ist er ja schon fast fertig. Die Geschichte, die Auswahl der Aufnahmen und der Schnitt sind unter Dach und Fach. Ich liebe es dann in einem letzten Schritt nochmals einen “draufzugeben”.

Bei kleineren Projekten gehe ich normalerweise so vor: Ich bekomme den fertigen Film als Export, erarbeite für den Kunden drei bis vier Gestaltungsvorschläge und schicke ihm diese als Screenshot. Nach einer Besprechung setzte ich dann den ausgewählten Look inklusive den allgemeinen Anpassungen um. Bei anderen Filmen wollen die Auftraggebenden mehr in den Prozess involviert sein. Letzthin gradete ich z.B. einen Dokfilm, da schaute ich zusammen mit der Regisseurin Szene um Szene durch und machte direkt einige Vorschläge.

Screenshot mit verschiedenen Look-Beispielen.

Ich teile das Colorgrading in etwa 3 Phasen ein: In einer ersten Phase mache ich sehr technische Anpassungen zur Verbesserung der Bildqualität. Das kann z.B. das Retten von zu dunklen Aufnahmen sein, bei welchen heutzutage dank Plugins noch vieles rausgeholt werden kann. Oder das Anpassen der Frame-Übergänge, um z.B. verlangsamtes Filmmaterial “flüssig” darstellen zu lassen. Danach folgt meistens das Anpassen der unterschiedlichen Szenen aneinander, den sogenannten Primaries, welche oft mittels Belichtungs- und Weissabgleichkorrektur gemacht werden können. Nach dieser Phase definiere ich meistens den Look über den ganzen Film oder einzelne Szenen hinweg. In einem weiteren Schritt nehme ich mich der Details, den sogenannten Secondaries, an: Wo kann ich mit Helligkeitsverläufen die Aussage einer Einstellung noch verstärken? Wo kann ich Dinge abschwächen, welche zu fest vom eigentlichen Sujet ablenken? Wo wirkt der Hautton der Person noch nicht so natürlich? Bei diesen Detailüberarbeitungen darf ich mich dann nicht zu fest in unnötigen Details verlieren. Dabei hilft es mir den Film immer wieder über mehrere Szenen hinweg anzuschauen um den Blick für das Ganze zu behalten. Auch das erstellen eines Kataloges von bevorstehenden Bearbeitungen, welche nach Priorität sortiert sind, helfen mir den Überblick zu behalten. So kann ich mit dem Kunden direkt anschauen, mit welchem Budget welche Details angegangen werden können und ich kann mich auf die wesentlichen Szenen fokussieren.

Colorgrading an der HSLU der Abschlussfilme 2019

Du hast zusammen mit anderen Filmschaffenden die erste Schweizer Plattform ins Leben gerufen, auf der Filmschaffende Filmequipment anbieten und/oder von anderen mieten können. Wie genau funktioniert diese Plattform und wie ist die Idee dazu entstanden?

Die Idee entstand noch während meinem Studium an der HSLU im Jahr 2014. Wir fragten uns, woher wir nach dem Studium unser Equipment beziehen werden und sprachen über eine Liste, auf welcher alle ihr Equipment erfassen können. Dieser Gedanke hat mich nie ganz losgelassen und darum habe ich CINE.EQUIPMENT gegründet. Mein Ziel ist es, professionelle Filmschaffende und FotografInnen aus der Schweiz über die Plattform zu vernetzen. Seit Anfang Jahr kann Filmmaterial auf der Plattform CINE.EQUIPMENT vermietet und gemietet werden.

Die Plattform funktioniert ganz einfach: Du kannst dein eigenes Equipment über eine vorgegebene Maske erfassen. Zur Übersichtlichkeit wird dies in verschiedenen Kategorien gemacht. Dort bestimmst du das Bild, den Preis und den ungefähren Ort, wo sich dein Equipment befindet. Wenn dein Material dann von jemandem gesucht und gefunden wird, kann dich diese Person über den Anfrage-Knopf beim jeweiligen Objekt anfragen. Wenn du selber Equipment brauchst, dann kannst du nach der Bezeichnung oder über die Kategorien suchen. Mit der Kartenansicht siehst du, wo das Objekt vorhanden ist. Die ganze Abwicklung und Rechnungsstellung der Vermietung geschieht dann bilateral zwischen dem Mietenden und Vermietenden.

Sollte sich das Konzept bewähren, haben wir viele weitere Ideen für die Plattform. Sicher werden in Zukunft zum Beispiel Online Zahlungen oder auch eine Materialversicherung über die Plattform möglich sein. Doch vorerst wollen wir wissen, dass die Idee nicht nur gut tönt, sondern auch genutzt wird. Darum sieht unsere momentane Hauptarbeit so aus: Leute kontaktieren, telefonieren, einladen, usw. Denn je mehr Personen mitmachen, desto breiter und attraktiver wird das Angebot.

cine.equipment

An welchen Projekten arbeitest du momentan und gibt es bereits weitere Projekte, die du angehen möchtest?

Für das Jahr 2019 steht die Plattform CINE.EQUIPMENT im Fokus. Soll das Projekt zum laufen kommen, muss ich regelmässig dranbleiben können. Darum habe ich mich entschieden Auftragsarbeiten etwas runterzuschrauben und eins bis zwei Tage pro Woche an der Plattform zu arbeiten. Daneben habe ich einige Projekte im Bereich Kamera oder Colorgrading und ab und zu auch kleinere Auftragsfilme wo ich die ganze Filmproduktion mache, sogenannte One-Man-Show’s.

Was für eine Rolle spielte das Bachelor Studium in Video/Film an der HSLU auf deinem Weg in die Filmbranche?

Mir hat es sehr geholfen, am Schluss des Studiums einen breiten Überblick über die Filmlandschaft zu haben und die Zusammenhänge zu verstehen. Ich setzte mich dank dem Studium mit Themen auseinander, mit denen ich mich ansonsten nicht auseinandergesetzt hätte. Ein weiterer sehr entscheidender Punkt für mich war das Netzwerk. Ich lernte viele Leute kennen, mit denen ich zum Teil auch jetzt noch beruflich Kontakt habe. Wenn ich z.B. mal einen Ersatz oder Ergänzung brauche für, dann habe ich schnell ein paar Leute kontaktiert, von welchen ich weiss, dass sie den Auftrag gewissenhaft ausführen werden.

Gibt es etwas was du den angehenden Filmemachern der HSLU auf den Weg geben möchtest?

Oft stellt sich nach dem Studium ja auch die Frage, wie man denn in die Filmwelt reinkommt. Ich glaube das wichtigste sind die persönlichen Kontakte. Es reicht nicht, nur eine tolle Website zu haben. Vieles läuft über Beziehungen. Darum empfehle ich, auch darin zu investieren. Hilf mit, wo du kannst, sei offensiv und geh auf andere, erfahrene Filmschaffende zu und biete ihnen an, bei einem Projekt einfach mal als Runner dabei zu sein. Sehr oft entstehen da Kontakte, welche noch Jahre lang halten werden.

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